Geburt von Ella
Die Geburtsgeschichte unseres Überraschungsbabies Ella, geboren zu Hause am 05.09.2014
Ella ist unser drittes Kind und hat sich als Überraschung in unserer Familie angekündigt.
Ellas Geschwister sind Julius, *14.02.2007 spontan im Krankenhaus mit Verlegung ins Kinderkrankenhaus am 3. Lebenstag, auf Grund einer Infektion und Klara *19.03.2012, 6 Tage nach dem errechneten Termin in einer wunderschönen Hausgeburt, die vom Stuttgarter Geburtshaus betreut wurde.
Von Ellas Existenz erfuhr ich ganz klassisch durch einen Schwangerschaftstest, den ich im Januar aus einem Impuls heraus machte, da ich beim Stillen ihrer Schwester plötzlich ungute Empfindungen hatte und zudem war mein Kreislauf in der Zeit etwas wackelig. Der Test zeigte sofort 2 Striche. Als ich ihn meinem Partner zeigte, war er erst geschockt und ungläubig, da ich durch das Stillen noch keinen wirklichen Zyklus gehabt hatte und wir sehr lange darauf warten mussten, endlich mit Klara schwanger zu werden. Um sicher zu gehen, vereinbarte ich einen Termin bei meiner Frauenärztin, die dann per Ultraschall in der 8. Woche die Schwangerschaft bestätigte. Das Herz des kleinen Kindes in mir schlug bereits. Ich war sofort verliebt.
Zu Hause leitete ich alles in die Wege, um mein Kind wieder in der vertrauten Umgebung unserer Wohnung gebären zu können.
Schon damals stellte sich das als schwieriger, als gedacht, heraus. Die Hebammen des Geburtshauses in Stuttgart sicherten mir zwar zu, die Vorsorge zu übernehmen, aber Hausgeburten konnten sie zum errechneten Geburtstermin im September keine annehmen, da sie zu wenige Kolleginnen waren. Die Hebamme, die damals meine erste Hausgeburt begleitet hat, war zu der Zeit im Ausland. Es gelang mir, Kontakt herzustellen und sie sicherte mir zu, uns zu begleiten, da sie von Mai bis September in Stuttgart sein wollte.
Ich war beruhigt. Das erste Screening bei meiner Frauenärztin war wunderbar, die anderen Termine betreute eine Hebamme aus dem Stuttgarter Geburtshaus, die Übelkeit der ersten Wochen war vorbei, es ging mir tadelllos.
Dann am Muttertag, wir waren gerade zu einem Ausflug aufgebrochen, rief mich meine Hebamme an. Sie müsse die Geburt absagen, sie würde im Ausland bleiben, es sei eine Herzensangelegenheit und sie hoffe auf mein Verständnis. Ich war erstmal baff, natürlich konnte ich sie verstehen, aber ich stand 4 Monate vor ET ohne Hebamme für eine Hausgeburt da. Meine, halb scherzhafte, Bemerkung dass ich das Kind dann eben alleine gebären würde, stieß bei meinem Partner auf wenig Gegenliebe, eher Entsetzen und er weigerte sich sofort, so eine Geburt auch nur in Erwägung zu ziehen.
Ich fing sofort mit dem Handy an, nach weiteren Hebammen zu suchen, die Hausgeburten betreuten. So viele waren es nicht. Mein Herz sank, aber ich schrieb sofort vom Handy aus E-Mails an alle, die ich finden konnte. Eine davon war Sabine. Was für ein Glück.
Als wir abends von unserem Ausflug nach Hause kamen, klingelte das Telefon – Sabine!!! Sie sagte, sie hätte sich überlegt, per Mail zu antworten, aber telefonisch sei doch viel netter. Wie Recht sie hatte. Ich fand ihre Stimme sofort sympathisch. Ihre ruhige und so freundliche Art, dass sie anscheinend meine Not sofort gespürt hatte und sich gleich meldete. Hurra. Grundsätzlich sei sie bereit, gerne uns bei der Hausgeburt zu unterstützen. Wie war ich froh.
Meiner Hebamme aus dem Geburtshaus erzählte ich von meinem Kontakt mit Sabine und sie war sehr begeistert und versicherte mir, in ihr eine fachlich überaus kompetente, erfahrene und tolle Hebamme kontaktiert zu haben.
Wir vereinbarten einen Termin, um uns kennen zu lernen. Es war Ende Mai. Sie kam zu mir an einem Vormittag und ich war sehr gespannt.
Wir führten ein tolles Gespräch, ich erzählte ihr unsere Vorgeschichte, von den vorherigen Geburten, unserem Sternenkind, meinem dringenden Bedürfnis, auch dieses Kind zu Hause zu gebären und sie verstand mich total. Obwohl wir sehr unterschiedlich sind, spürte ich sofort, dass sie die Richtige sein könnte, die uns für den Rest der Schwangerschaft und während und nach der Geburt betreuen könnte. Wir vereinbarten sofort einen Folgetermin für eine Vorsorge.
Ich empfand es mit meinen 2 Kindern und meiner Teilzeit-Berufstätigkeit als so entspannend, dass ich ab dem Zeitpunkt für keine Vorsorgeuntersuchung mehr das Haus verlassen musste. Die Kinder konnten dabei sein, wenn sie wollten, oder auch nicht, Sabine führte ihre Vorsorgen immer sehr behutsam durch, zuerst war ich verwundert, weil ich in Erinnerung hatte, dass „mehr“ getastet oder auch mehr Herztöne gehört worden waren, als ich mit Klara schwanger war. Aber ich fand es gut, wie es war. Auf diese Weise lernte ich, noch mehr meinem Kind und unserer Verbindung zu vertrauen.
Sabine riet mir, die 2. große Untersuchung auf jeden Fall durchführen zu lassen, um zu sehen, dass das Kind keinen Herzfehler oder einen offenen Rücken oder ähnliches habe. Ab da, meinte sie, ließe sie die Entscheidung bei mir, ein 3. Screening oder CTG-Schreiben sei für sie unnötig.
Mein Gefühl sagte mir, dass ich in den besten Händen war und ich entschied mich ebenfalls nach dem 2. Screening, das super war, keine weiteren Termine mehr bei meiner Ärztin wahr zu nehmen. Ich genoss es, zu Hause bleiben zu können, das große Vertrauen in die Natur und meine Schwangerschaft, mein Experte-sein in meiner Schwangerschaft.
Im August ging sie dann in Urlaub und überließ mich einer tollen Kollegin aus Tübingen, die zu einer Vorsorge zu uns kam. Sie fand alles sei gut und meinte auch, es stünde unserem Plan, in der letzten Augustwoche noch an den Bodensee zu fahren, nichts im Wege. Zur Not käme sie auch dort hin um mich im Wohnwagen bei der Geburt zu begleiten.
So packten wir Ende August unsere Koffer, sämtliche Materialien für die Hausgeburt, eine Babyschale, Strampler und Windeln ein und fuhren an den Bodensee, um noch eine Woche Urlaub mit unseren beiden Kindern zu genießen. Am 31.August fuhren wir, immer noch schwanger, nach Hause zurück.
Am 2. September kam dann Sabine nach ihrem Urlaub zur Untersuchung. Sie fand alles völlig zeitgemäß und wir vereinbarten einen Termin für den 8. September. Sabine meinte, dann käme sie wahrscheinlich zur Nachsorge, was ich nicht wirklich glauben konnte, denn ich hatte nicht das Gefühl, dass sich mein Baby so bald auf den Weg machen würde, oder sie käme zur Vorsorge und wir könnten uns dann, 4 Tage nach errechnetem Termin, überlegen, wie wir das Baby rauslocken könnten.
Am Tag vor dem errechneten Termin war ich schon sehr ungeduldig und fürchtete, wieder weit über den Termin schwanger zu bleiben. Es ging mir körperlich blendend, so dass ich mich entschied, die Wartezeit mit Rasen mähen zu vertreiben und danach war ich mit Klara im Supermarkt zum Einkaufen. Dort traf ich eine Nachbarin, die fragte, wann es denn so weit sei und als ich antwortete, eigentlich morgen, fand sie es ganz kurios, dass ich mit Kind an der Hand im Supermarkt an der Kasse stand.
Abends kam dann mein Partner von der Arbeit, wir aßen, ich hatte großen Appetit und verabschiedete mich von dem Gedanken an eine baldige Geburt, obwohl ich immer wieder leichtes Ziehen verspürte. Nachdem die Kinder im Bett waren, schauten wir noch etwas fern, ich allerdings schon nicht mehr wirklich auf dem Sofa sitzend, sondern auf einem Pezziball, den Sabine uns für die Geburt überlassen hatte. Es war halb 12, als wir ins Bett gingen. Ich hörte, wie immer in den letzten Tagen, meine „geburtsvorbereitende Hypnose“ CD und als die gegen 1 Uhr zu Ende war, verließ ich das Bett, da die Wehen zwar sehr unregelmäßig waren, ich sie aber schon veratmen musste und ich den Rest der Familie nicht wecken wollte, da wir alle 4 im Familienbett schlafen.
Ich ging in die Küche und überlegte, dem Baby einen Geburtstagskuchen zu backen, um mir die Zeit zu verkürzen und zu tun zu haben. Ich entschied mich dann doch, ein Birchermüsli vorzubereiten, da es mir zu laut schien, eine Küchenmaschine in Gebrauch zu nehmen.
Als das erledigt war, waren die Wehen eigentlich schon wieder weg, so dass ich mich aufs Sofa legte, um zu schlafen. Das gelang mir aber dann doch nicht, da mich einige fiese Wehen immer kurz vor dem Tiefschlaf hoch rissen.
Ich entschied, mir ein Bad einzulassen und trug mir meine Kerzen, einen Krug Wasser, Salz für die Wanne und mein Handy ins Bad. In der Badewanne wurden die Wehen regelmäßiger und ich sang in den Wehen und redete mit meinem Kind, das sich erstaunlich still verhielt. So lag ich einige Zeit, bis ich das Gefühl hatte, dass der Kopf des Kindes nun doch schon so tief gekommen war, dass er kurz vor dem Damm stand, obwohl ich nichts fühlen konnte. Ich rief meinen Partner an, um die Kinder nicht zu wecken und der kam ins Bad. Er war recht verdattert, da er wohl nicht vermutet hatte, mich schon so kurz vor der Geburt in der Badewanne vor zu finden, so dass ich ihm Anweisungen gab, was zu tun sei (Hebamme anrufen, Handtücher in den Backofen, Pezziball ins Bad..). Es war kurz nach halb 7. Unser Sohn wurde wach und wollte zur Oma, aber mein Mann setzte ihn ins Wohnzimmer vor den Fernseher, weil er bei mir bleiben wollte.
Um 6:50 Uhr klingelte Sabine. Ich war so froh, sie kam im perfekten Moment. Ich nutze die Wehenpause, die durch den „Trubel“ entstanden war, um aus der Wanne zu steigen und legte mich mit dem Oberkörper auf den Ball. Sabine betrat mit meinem Mann das Bad. Der setzte sich auf den Ball und ich legte mich auf seine Oberschenkel. Sabine hörte kurz nach den Herztönen und setzte sich hinter mich. Sie war da, aber lies mich weiter alleine arbeiten. Sie stützte meinen Rücken und redete mir leise zu. Als sie da war, konnte ich endlich pressen, weil ich wusste, dass ich jetzt in guten Händen bin. Die Fruchtblase platzte und ich gebar den Kopf unseres Babies. Aus einem Reflex wollte ich sofort weiter drücken, aber Sabine redete mir leise zu und empfahl mir, uns noch etwas Zeit zu geben, um dem Damm die Möglichkeit zu geben, sich zu dehnen und so dauerte es noch etwa 3 Wehen, bis unser Baby in Sabines Hände geboren wurde. Sie hielt es, da die Nabelschnur etwas kurz war und gab es dann zu mir nach vorn. Ich hatte um 7:09 Uhr ein perfektes Baby geboren, es war ein Mädchen. Genau zu dem Zeitpunkt wachte Klara auf und lies sich von ihrem Papa zu uns ins Bad tragen, wo sie staunend feststellte, dass ein nacktes Baby plötzlich in unserem Bad gelandet war.
Wir zogen dann ins Bett um und das Wochenbett begann. Die kleine Ella lag auf meiner Brust, während wir die Nabelschnur auspulsieren ließen und Klara stillte, was Sabine wohlwollend zur Kenntnis nahm, aber nicht kommentierte. Dann fand auch Ella die Brust. Als sie ausgiebig getrunken hatte, durchtrennte ich, das erste Mal in meinem Leben, die Nabelschnur eines meiner Kinder. Dann gebar ich die Plazenta, die wie immer, zögerlich kam. Als sie geboren war, betrachteten wir sie genau. Sie war schön und vollständig.
Danach machte Sabine in aller Ruhe und Zurückhaltung die U1, Ella war in sehr gutem Zustand, obwohl das Fruchtwasser schon etwas grün gewesen war, was Sabine uns erst zu diesem Zeitpunkt mitteilte. Sie äußerte, dass sie keine Bedenken deshalb hätte, da es aussah, als sei es erst ganz kurz vor der Geburt verunreinigt worden.
Dann verabschiedete sich Sabine und kam am späten Nachmittag wieder. Sie brachte mir einen Blumenstrauß. Ich fand das bemerkenswert, eigentlich hätte sie einen verdient, dafür, so früh am Morgen so flott zu uns gekommen zu sein. Zum perfekten Zeitpunkt. Außerdem fand ich es ganz feinfühlig von ihr, dass sie Ella in den ersten Tagen nach der U1 nicht von meinem Arm nahm. Sie schaute sie nur aus der „Ferne“ an und lies uns unsere Verbundenheit. Auch das kannte ich von den anderen Nachsorgen so nicht. Bei Klara hatte ich eine selbstständige Hebamme zur Nachsorge, da dies auf Grund der Entfernung das Geburtshaus nicht leisten konnte.
Sabine kam in den nächsten Tagen täglich zur Nachsorge. Sie kümmerte sich hauptsächlich um mein Wohlbefinden, da ersichtlich war, dass Ella wuchs und gedieh. So bekam ich fast bei jedem Besuch eine wunderbare Bauchmassage, um den Wochenfluss in Gang zu halten und die Rückbildung der Gebärmutter zu unterstützen. Nach ein paar Tagen rief Sabine sogar bei meiner Krankenkasse an, um sich dafür einzusetzen, dass ich die mir zustehende Haushaltshilfe, die mir die Sachbearbeiterin verwehrt hatte, genehmigt bekam. Auch das klappte nach ihrem Anruf binnen weniger Stunden, so dass ich das Wochenbett, trotz arbeitenden Mannes und 2 größeren Kindern bestens versorgt mit der Unterstützung einer tatkräftigen Haushaltshilfe genießen konnte.
Für uns war die Geburt von Ella ein wunderbarer, perfekt stimmiger Abschluss unserer Familienplanung. Sie kam zu uns als unerwartetes Geschenk und Sabine ermöglichte es mir und uns als Familie, dass wir die Geburt genau so erleben konnten, wie wir es uns erträumt hatten. Die großen Geschwister waren im Haus, ich konnte die Geburtsarbeit in vollem Vertrauen auf meinen Körper allein bewältigen, Sabine war genau zu dem Zeitpunkt da, als ich ohne sie nicht mehr weiter gewollt hätte, sie war ein gern gesehener, fröhlicher, sensibler, aber doch tatkräftiger Gast in unserer Wochenbettzeit.
Sie wäre, sollte ich doch nochmal schwanger werden, sofort wieder meine erste Wahl, um mich durch Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett zu begleiten. Ich schulde ihr großen Dank.